Automatisierung im Lagerhaltungs- und Logistiksektor hatte immer das Ziel, Kosten zu senken und den Durchlauf zu optimieren. In Zeiten zunehmenden Arbeitskräftemangels ist der Einsatz von Robotern und Computer-Vision-Systemen jedoch in erster Linie darauf gerichtet, wachsende Warenmengen zu bearbeiten, ohne den Druck auf die Belegschaft noch weiter zu erhöhen. Die Veränderungen innerhalb der Lagerinfrastruktur haben gezeigt, dass die Einführung dieser Technologien essenziell ist, um die Arbeitsbedingungen und die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern und den Arbeitskräftemangel zu kompensieren. Die weitverbreitete Meinung, dass Automatisierung lediglich dem Stellenabbau dient, ist daher nicht mehr zutreffend.
Dirk van Lammeren, COO des niederländischen Unternehmens Prime Vision erklärt, warum sich Automatisierung stets mehr als Methode etabliert, um bestehendes Personal zu halten und neue Mitarbeiter für den Lagerbereich zu gewinnen.
Die Herausforderung, geeignete Mitarbeiter zu finden und zu halten
Im niederländischen Standort Sint-Odenrode hat Babydump eine Prozessautomatisierung realisiert, um Effizienz, Wachstum sowie Nachhaltigkeit zu steigern und zu optimieren. In diesem Omnichannel-Warehouse sind Online- und Offline-Abläufe nahtlos miteinander verknüpft. Nach der Installation eines Autostore-Lagerverwaltungssystems und diverser Verpackungsmaschinen benötigte Babydump Roboter, um die Verteilung der Versandkartons am Standort zu beschleunigen. Prime Vision wurde mit der Lieferung von 12 Robotern für das Projekt beauftragt, da das Unternehmen über fundierte Kenntnisse der logistischen Prozesse im E-Commerce verfügt, mit über 700 weltweit gelieferten Robotern Erfahrung in der Lagerrobotik hat und vor Ort präsent ist – eine ideale Kombination für Babydump.
Die Roboter transportieren die Artikel von den Kartonaufrichtern zum Autostore-System und zu den Kartonverschließmaschinen und helfen beim Transport der Versandkartons zu mehreren Rutschen. Hier verteilen Transportbänder die Artikel auf Geschäfte, Routen oder Lieferdienste.
Durch Einsatz der autonom fahrenden Roboter will Babydump die Lieferzeiten für Bestellungen verkürzen und somit seinen Kundenservice verbessern. Prime Vision wird auch die IT-Technologie für die Softwareintegration in die entsprechenden Lagerverwaltungssysteme sowie eine Ladestation für Roboterbatterien bereitstellen. Das System soll bis Dezember 2023 voll einsatzfähig sein.
Richard Hagen, Account-Direktor bei Prime Vision, äußerte sich sehr glücklich über diese Ankündigung: „Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Babydump und die Integration der neuesten verfügbaren Lösungen zur Optimierung der Lagerprozesse. Dies ist ein wichtiger Meilenstein für uns und wir freuen uns darauf, die Vorteile bezüglich Effizienz und Flexibilität zu demonstrieren.”
Henk Timmer, Managing-Direktor bei Babydump, unterstreicht dies: „Es ist Bestandteil unserer DNA, um an der Spitze von Innovation, Kontinuität und Nachhaltigkeit zu stehen. Die Lösung von Prime Vision passt perfekt in dieses Bild.”
Prime Visions Roboter bieten Skalierbarkeit und Effizienz für Lagerprozesse. Durch die Möglichkeit, bestehende Flotten zu erweitern und neue Routen zu programmieren, sind sie ideal für die Anpassung an Systeme mit flexiblem Wachstum. Mit einer Tragfähigkeit von 35 kg und einer Ladefläche von 80 cm x 60 cm können die Prime Vision-Roboter verschiedenste Paketanforderungen erfüllen, wobei weiter kundenspezifische Anpassungen und Konfigurationen möglich sind.
Roboter unterstützen das Team
Autonomous Mobile Robots (AMRs) entwickeln sich zu einem Grundbaustein moderner Lagerhaltungsprozesse. Innerhalb eines Lagerkomplexes bewegen sie Güter mit höchster Effizienz von A nach B. Zudem sind Roboter im Gegensatz zu statischen Förderbändern skalierbar, was eine kurzfristige (vorübergehende) Expansion ermöglicht. Roboter sorgen für eine Vereinfachung der Abläufe und erleichtern die Arbeiten des Personals, sie tragen somit erheblich einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Magazinen bei.In der Vergangenheit kostete es Prime Vision viel Überzeugungsarbeit, um Kunden, Personal und Gewerkschaften zu zeigen, dass Roboter mit Mitarbeitern zusammenarbeiten können, ohne dass Jobs verloren gehen. Während der letzten fünf Jahre wurden diese Vorurteile gänzlich aus dem Weg geräumt. Roboter sind mittlerweile offizielle Mitglieder des Teams.
Roboter nehmen den Mitarbeitern körperlich schwere Arbeiten ab. So können sie zum Beispiel problemlos 30 bis 40 kg schwere Pakete innerhalb des Lagers transportieren. Dank integrierter LIDAR-Systeme (Light Detection and Ranging) können die Roboter Hindernisse und Personen erkennen und Kollisionen sicher vermeiden. Rote Stopptasten an den Robotern und Armbänder mit Stopptasten, die den Benutzern zur Verfügung stehen, ermöglichen eine extrem schnelle Außerbetriebsetzung des Systems und bieten somit ein maximales Maß an Sicherheit. Unabhängig davon, ob sie vom Personal getrennt sind oder in denselben Bereichen arbeiten, verbessern die Roboter kontinuierlich selbstständig das Sicherheitsniveau und entlasten somit das Personal.
Die enge Zusammenarbeit zwischen Robotern und Menschen ist ein weiterer Schlüsselfaktor für die Verbesserung der Integration der Technologie. Bei der Sortierung im Lager gibt es zahlreiche Übergabetätigkeiten, zum Beispiel beim Entladen von Gütern aus einem Lieferwagen. Diese Interaktionen sind von zentraler Bedeutung, da sie Kosten und Risiken mit sich bringen und mit einem hohen Zeitaufwand verbunden sind. Durch das Schaffen einer Umgebung, in der Menschen und Roboter nahtlos zusammenarbeiten können, lassen sich diese schwierigen Aufgaben jedoch vereinfachen und beschleunigen, während Risiken gleichzeitig verringert werden.
Prime Vision hat darauf spezialisiert, Umgebungen zu schaffen, in denen Roboter und Menschen optimal zusammenarbeiten können. Die Gestaltung dieser Arbeitsumgebungen wird zwangsläufig durch die kundenspezifischen Prozesse, lokale Gesetzgebung und Sicherheitsanforderungen beeinflusst. Die Ergebnisse einer erfolgreichen Implementation sind eine höhere Effizienz sowie eine Steigerung der Arbeitnehmerzufriedenheit. Für viele Mitarbeiter sind Roboter anfänglich noch immer beängstigende Wesen, aber mit dem richtigen Training wächst das Vertrauen schnell und werden die Roboterkollegen oft ins Herz geschlossen. Ein amerikanischer Kunde von Prime Vision hat seinen Robotern Namensschilder verpasst, und bei einem unserer niederländischen Kunden tragen die Roboter den Namen des Mitarbeiters des Monats. Dies zeigt, wie sehr die Arbeitnehmer die Maschinenkollegen mittlerweile als Teil des Teams akzeptieren und in welchem Maße sie die Vorteile, die die Roboter bieten, schätzen.
See it, sort it
Um dem Arbeitskräftemangel und weiteren Herausforderungen zu begegnen, spielt Computer Vision eine weitere entscheidende Rolle. Einige Kunden von Prime Vision geben zu, dass eine der größten Herausforderungen in der Logistik derzeit die Überwindung von Sprachbarrieren ist. Ein großer Teil der Sortierarbeit wird von multinationalen Mitarbeitern, die in verschiedenen Sprachen kommunizieren, visuell durchgeführt. Eine effektive Schulung dieser Arbeitnehmer kann schwierig sein.
Unser Flow Projector vereinfacht diese Sortierprozesse stark, indem er Barcodes oder Labels liest und eine Nummer auf das entsprechende Paket projektiert, die für eine bestimmte Rutsche oder Sortierhandlung steht. Auf diese Weise können Mitarbeiter selbst mit minimaler Schulung Sortierprozesse sehr einfach und schnell ausführen. Dieses System ist nicht nur 30-40% effektiver als konventionelles Sortieren, die Arbeitsbedingungen werden hierdurch auch stark verbessert.
Das Lesen oder Scannen von Etiketten ist eine mühsame, manuelle Arbeit, die durch den Flow Projector übernommen werden kann. Das System macht unkomfortable Brillen oder verschwitzte Handscanner zum Scannen von Paketen überflüssig, was durch das Personal sehr begrüßt wird. Ein Kunde berichtete, dass einige Mitarbeiter früher aufstehen, um sicherzustellen, dass sie an einer Rutsche arbeiten, an der der Flow Projector installiert ist. Es ist befriedigend, einen Job gut zu machen, und durch dieses System gelingt es, Anreize und Motivation für die Mitarbeiter in einem normalerweise nicht sehr abwechslungsreichen Prozess zu schaffen.
Mehr als nur Hard Factors
Automatisierung hat erwiesenermaßen das Potenzial, die Hard Factors, die es ermöglichen, die zunehmende Nachfrage zu bewältigen, zu verbessern: Effizienz, Produktionsleistung und Rentabilität. Vor dem Hintergrund des Arbeitskräftemangels verbessert eine Automatisierung jedoch auch weiche Faktoren wie die Zufriedenheit der Mitarbeiter, die Mitarbeiterbindung und die Arbeitsbedingungen.
Die Roboter- und Computer-Vision-Lösungen von Prime Vision sind nicht mit dem Ziel geschaffen, Arbeitskräfte zu ersetzen. Stattdessen sollen sie körperlich schwere und eintönige Arbeiten übernehmen, sodass die Mitarbeiter sich auf anspruchsvollere Tätigkeiten konzentrieren können. Die Zusammenarbeit zwischen Maschine und Mensch sorgt für eine Optimierung der Arbeitsprozesse und mehr Sicherheit am Arbeitsplatz.
Wo würde ein Mitarbeiter lieber eingesetzt werden? In einem alten Magazin, in dem alle Tätigkeiten von Hand ausgeführt werden müssen oder in einem modernen Lager mit fortschrittlicher Technologie und hilfreichen Robotern?
Ein neues Verständnis von Automatisierung am Arbeitsplatz
Moderne Automatisierung geht weit über das Basisprinzip „mehr Produktionsleistung bei gleichem Personalaufwand“ hinaus. Sie macht Tätigkeiten in Lager- und Logistikbetrieben abwechslungsreicher, sinnvoller und spannender und somit auch befriedigender. Auf diese Weise vergrößert sie den Anreiz für Lagermitarbeiter, dem Unternehmen treu zu bleiben beziehungsweise für Arbeitssuchende, einen Job in dieser Industriesparte zu wählen.
Ausgehend von der klassischen Meinung, wonach Automatisierung die Menschen um ihre Existenz bringe, zeigt sich heute in Wirklichkeit, dass Automatisierung den Arbeitnehmern neue Möglichkeiten eröffnet. Technische, überwachende oder leitende Funktionen, die in einem traditionellen Lagerhaus unerreichbar gewesen wären, sind für die Mitarbeiter jetzt zum Greifen nahe. Für die Überwachung und Wartung von Lagerautomatisierungssystemen werden Menschen benötigt, und diese Tätigkeiten sind weitaus sicherer, abwechslungsreicher und anspruchsvoller als der Transport schwerer Gegenstände von A nach B.
Bei aktiven Beschäftigten in Lager- und Sortierbetrieben kann man deutlich einen Sinneswandel erkennen. Bei einer kürzlich durchgeführten weltweiten Studie gaben 60% der befragten Lagermitarbeiter an, die Einführungen neuer Technologien als positive Entwicklung zu sehen.4 Die Automatisierung verbessert nicht nur die Effizienz und die Produktivität bei gleichbleibenden Ressourcen, sondern revolutioniert auch die Arbeit in den Lagern in einem Maße, dass die Auftragsabwicklung weit über das reine Bearbeiten von Bestellungen hinausgeht.
1 Warehouse Labor Woes Are Worse Than Ever – Forbes
2 Labor shortage, retention top list of supply chain concerns – Freight Waves
3 More than 80% of organizations experiencing staff shortages in the warehouse, a survey by CILT(UK) reveals – CILT
4 Study finds about 60% of warehouse workers say the adoption of new technology is a change for the good – Machinery Update